Familie

“Hilfe, unsere Kita wechselt ihr pädagogisches Konzept”

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Seit etwa zwei Wochen gibt es in unserem Kindergarten ein neues Konzept – die Teilöffnung mit Einwahlsystem. Dieses neue Konzept ist eine Möglichkeit, die der Hessische Bildungsplan vorgibt. Die Erzieher/-innen haben das teiloffene Konzept in Einrichtungen, die dies bereits durchführen beobachtet, getestet, für gut befunden und schließlich auch in unserem Kindergarten eingeführt.

Auf einem Elternabend wurden wir Eltern dann über das Vorgehen und die Veränderung eingeweiht. Die Reaktionen und Meinungen der Eltern waren dabei sehr unterschiedlich. Da gibt es die alteingesessenen, die jede Veränderung meiden möchten, die, die Neues super und spannend finden und die, die einfach mal abwarten wie alles wird und sich eher mit ihren Gedanken im Hintergrund halten. Gefühlt waren die Konservativen beim Elternabend in der Überzahl und die kritischen Fragen waren in der Mehrheit. Ich muss ehrlich gestehen, dass auch ich mir vorab nicht im Klaren war, wie unser Sohn auf diese Veränderung reagieren und damit umgehen würde. Aber eins war mir sicher, dass er sich sicher über den Wegfall des wöchentlichen Waldtages freuen würde.

Das teiloffene Konzept mit Einwahlsystem

Beim teiloffenen Konzept erleben die Kinder einerseits eine Mischung aus fester Stammgruppe mit gemeinsamen Aktionen – wie beispielsweise das gemeinsame Basteln, Malen, Stuhlkreise, gemeinsame Frühstücke, Spaziergänge und vieles, vieles mehr – und anderseits  auch die selbstbestimmte, gruppenübergreifende Einwahl in verschiedene Bewegungsbereiche. In unserem Kindergarten zählt dazu das freie Spielen im Garten, das Turnen im Turnraum sowie der Tag im Wald.

Das pädagogische Ziel

Das pädagogische Ziel ist laut Einrichtung, dass sich die Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen entwickeln. Denn ein gesundes Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung für das Hineinwachsen in soziale Bindungen und Verantwortung.

Das Einwahlsystem

Die Grundlage der Einwahlsystems sind Fotoanhänger aller Kinder an einem Einwahlbaum mit Gartenzaun in jeder Gruppe. Zu Beginn des Tages hängen dabei alle Fotoanhänger umgedreht am Baum. Mit dem Aufhängen des Fotoanhängers an den Gartenzaun melden sich die Kinder in der Teilöffnung an den jeweils angebotenen Möglichkeiten an oder ab. Die Erzieherinnen wissen so, wo sich jedes Kind aufhält. In den verschiedenen Bereichen kann sich jeweils eine bestimmte Anzahl von Kindern aufhalten. Interessieren sich zu viele Kinder für diese Aktivität, versuchen sie sich zu einigen, um eine Lösung der Teilnahme zu finden. Das Lernen von Verzichten, Abwarten und Zurückstecken, aber auch sich zu behaupten und durchzusetzen, wird so altersgemäß ermöglicht. In den Bewegungsbereichen werden die Kinder von einer beziehungsweise zwei Erzieher/-innen begleitet.

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Tagesablauf der Teilöffnung mit Einwahlsystem

Morgens drehen die Kinder ihren Fotoanhänger am Einwahlbaum, der sich in jeder Stammgruppe befindet um, so dass ersichtlich ist, dass das Kind heute da ist.
Der Tag startet dann mit freiem Spiel und dem Frühstück in der Stammgruppe. In dieser Zeit dürfen sich die Kinder überlegen, in welchen Bereich sie sich einwählen möchten und den Fotoanhänger dementsprechend an den Zaun hängen. Gegen 9 Uhr startet das teiloffene Konzept und die Kinder dürfen sich frei bewegen und in den Garten oder den Turnraum wechseln. Die Einwahl für den Waldtag wird bereits einen Tag zuvor beschlossen, sodass die Kinder auch ihre Utensilien wie zum Beispiel die Sitzmatte, den Lupenbecher oder eine Trinkflasche mit warmen Getränken und ein geeignetes Frühstück dabei haben. Damit die Eltern wissen, dass ihr Kind am Waldtag teilnimmt, bekommt es am Vortag einen Stempel auf die Hand.

Für das Spielen und Toben im teiloffenen Konzept steht den Kindern etwa 1 1/2 Stunden zur Verfügung, in der die Kinder halbstündig wechseln. Im Anschluss treffen sich die Kinder für eine gemeinsame Gruppenzeit in ihrer Stammgruppe wieder. Danach steht den Kindern für eine weitere Stunde das gruppenübergreifende Freispiel zur Verfügung, wobei die Kinder selbst entscheiden dürfen in welcher Gruppe sie spielen möchten.

Um 12 Uhr findet das Mittagessen sowie die erste Abholzeit statt. Für die Kinder, die länger im Kindergarten bleiben, steht nach einer Lesestunde für die älteren sowie einem Mittagsschlaf für die jüngeren Kinder noch einmal das gruppenübergreifende Freispiel statt. Die Nestgruppe beziehungsweise die Kinder unter drei Jahren nehmen allerdings nicht am teiloffenen Konzept teil, sondern bleiben in ihrer Stammgruppe bei den ihnen vertrauten Erzieher/-innen und werden erst später an die Teilöffnung herangeführt.

Beim Abholen dreht jedes Kind seinen Fotoanhänger wieder um und zeigt somit, dass es nicht mehr im Kindergarten ist.

Erstes Resümee

In den vergangenen beiden Wochen ist mir aufgefallen, dass unser Sohn voller Vorfreude und ohne jegliche Probleme in den Kindergarten gegangen ist. Er findet es jeden Morgen aufs Neue aufregend seinen Fotoanhänger am Einwahlbaum umzudrehen und sich später in den jeweiligen Bewegungsraum einzuwählen. Er liebt es draußen zu sein und somit hat er sich beispielsweise in der ersten Woche jeden Tag entschieden im Garten zu spielen. In der zweiten Woche wurde das Einwählen für den Waldtag mit in das Konzept aufgenommen und prompt stand mein großer, stolz wie Bolle mit dem Stempel für den Waldtag auf der Hand beim Abholen vor mir. Ich muss sagen zu meiner Überraschung, denn zuvor hat er den wöchentlichen Waldtag nicht wirklich gemocht und war morgens oft mürrisch. Nach meinen ersten Einschätzungen hätte ich eher vermutet, dass er mit dem neuen Einwahlsystem den Waldtag umgeht. So war er aber einer der ersten, der sich für den Tag im Wald entschied und dabei auch super mitmachte.

Ich glaube, dass das Ziel des teiloffenen Systems aufgeht und sich die Kinder dadurch weiterentwickeln und selbstständiger werden. Zudem knüpfen die Kinder mit den Kindern aus anderen Gruppen Kontakte und neue Freundschaften entstehen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Erzieher/-innen durch die kleineren Gruppen, die durch das teiloffene Konzept entstehen, mehr Möglichkeiten haben individuell auf die Kinder einzugehen oder besondere Dinge auszuprobieren. Denn wenn sich sonst bei zwei gemeinsamen Gruppen knapp 40 Kinder den Waldkindergarten teilten, sind es nun 15 Kinder. Zudem lässt es sich mit zwölf Kindern garantiert entspannter Turnen statt mit 25. Also auch aus dieser Sicht kann sich das teiloffene Konzept mit Einwahlsystem eigentlich nur bewähren. Ich bin gespannt, wie sich weiterhin alles entwickelt.

Gibt es in deinem Kindergarten auch die Teilöffnung mit Einwahlsystem oder welches Konzept verfolgt deine Einrichtung? Was hältst du davon und wie geht es deinem Kind/deinen Kindern damit?

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