Ich habe mal gelesen, dass der wichtige Aspekt, wenn ein Mensch in deiner näheren Umgebung einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet ist, die Ruhe zu bewahren. Denn eine hektische oder laute Reaktion, kann den Zustand der betroffenen Person enorm verschlimmern. Ruhe bewahren: Für diese Herangehensweise entschied ich mich auch heute Morgen. Zwar und zum Glück hat niemand einen schlimmen Infarkt bekommen, aber nach einem turbulenten Wochenende und einer viel zu kurzen Nacht verkündete mir das jüngere Kind noch ziemlich zerzaust am Frühstückstisch. „Ups, wir schreiben ja heute eine Englischarbeit. Völlig vergessen!“
Und ja, in der Hektik des Alltags, zwischen drei Sportveranstaltungen am Wochenende, vielen Kilometern auf Deutschlands Autobahnen, Kuchenback- und Trikotwaschdiensten, Übernachtungsbesuch und generell dem ständigen Ringen um Zeit, ist diese Klassenarbeit uns allen völlig durch die Lappen gegangen. Der Puls erhöhte sich, und innere Wut kochte hoch. Aber in diesem Moment entschied ich mich für eine andere Herangehensweise: Ruhe bewahren. Shit happens! Kann halt mal passieren.
Wie ein bisschen coolness wahre Wunder bewirkt
Wir alle kennen die Momente, in denen Stress und Hektik überhandnehmen. Oft rutscht uns dann das Meckern und Schreien heraus, ohne dass wir darüber nachdenken, welche Auswirkungen dies auf die kleinen Herzen und Köpfe unserer Kinder haben kann. Unruhe bringt nicht nur negative Emotionen mit sich, sondern kann auch das Selbstvertrauen und die Leistungsfähigkeit der Kinder beeinträchtigen. Statt das Problem zu lösen, führt es oft nur zu Verunsicherung und Misserfolg.
In meinem Fall entschied ich mich, trotz der inneren Aufregung ruhig zu bleiben. Ich sprach mit meinem Kind und schlug vor, die Materialien während des Frühstücks noch einmal durchzusehen. Natürlich waren diese nicht im Schulranzen zu finden, sondern lagen in der Klasse unter dem Tisch. Auch hier entschied ich mich für die coolness. Denn ganz ehrlich, der Drops war doch eh schon gelutscht. Hätte ich dem Kind hier etwa noch eine Standpauke halten sollen, warum es die Materialien nicht mit nach Hause gebracht hat, wo ich ihm jeden Tag predige doch mal Bücher und Hefte die es nicht braucht in der Schule zu lassen, da der Ranzen so verdammt schwer ist!? In diesem Punkt gebe ich mir innerlich auch ein kleinwenig Schuld. Anstelle von Vorwürfen gab ich jedoch positive Anreize: „Nutze die Pausen, um dich gut vorzubereiten. Achte darauf, ausreichend zu essen und zu trinken. Und vergiss nicht, die meisten Wörter in Englisch werden klein geschrieben.“
Diese Ansprache war nicht nur eine praktische Lösung, sondern auch eine Stärkung des Selbstvertrauens meines Kindes. Die Botschaft, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen, hilft, den Druck zu mindern und die Angst vor dem Versagen zu reduzieren.
Warum es sich lohnt, ruhig zu bleiben
Ruhiges Verhalten in kritischen Situationen beeinflusst nicht nur das Kind, sondern auch die gesamte familiäre Stimmung. Wenn wir als Eltern Gelassenheit ausstrahlen, vermitteln wir unseren Kindern, dass sie auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren können. So lernen sie, Herausforderungen selbstbewusst anzugehen und die Problemlösungskompetenz zu entwickeln.
Rückblickend bin ich auf mich selbst stolz, dass es mir in dieser Situation gelungen ist, die Ruhe zu bewahren. Ich bin überzeugt, dass sich dies positiv auf das Selbstvertrauen meines Kindes, dass übrigens jetzt gerade in dem Moment, indem ich diesen Text tippe vor der Englischarbeit sitzt, ausgewirkt hat. Und ganz ehrlich, es handelt sich im Endeffekt „nur“ um eine Klassenarbeit und es gibt Weißgott viel, viel schlimmeres.
Wie hättest Du in dieser oder einer ähnlichen Situation reagiert? Ich freue mich auf Deine Geschichten und Erfahrungen!
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