Neulich waren wir zu Besuch bei lieben Freunden in der Stadt. Für uns sind diese Ausflüge jedes Mal mit ganz vielen neuen Eindrücken und Aha-Momenten verbunden. Schließlich ist das Leben in einer Stadt etwas komplett anderes, als ein Leben auf dem Land. Die erste Herausforderung stellt sich für uns bereits bei der Suche nach einem Parkplatz und dem darauffolgenden Ausfindigmachen eines Parkautomaten – zum Glück kann man dies mittlerweile per App bezahlen und sogar das Parkticket problemlos verlängern.
Anschließend folgt der für mich persönlich unangenehmste Part – der Weg vom Auto zum Wohnhaus. Vorbei an eng parkenden Autos, dem Überqueren stark befahrener Straßen und dem Überhüpfen von Hundehaufen. Zudem erinnere ich die Kinder immer wieder daran, dass sie bitte nichts aufheben oder anfassen sollen.
Angekommen im Altstadt-Mehrfamilienhaus müssen viele Treppenstufen bezwungen werden, denn ein Fahrstuhl ist in dem Altbau nicht vorhaben. Im vierten Stock angekommen, sind wir dann erst einmal aus der Puste. Doch mit dem Eintritt in die Wohnung sind wir wie immer fasziniert über das Zusammenleben der verschiedenen Altersklassen und Kulturen in solch einem großen Haus. Wir staunen über die mit Stuck verzierten hohen Decken, die knarrenden Holzdielen und großen Doppeltüren. Es fühlt sich so unbeschreiblich gemütlich an, aber eben anders, als in einem Haus auf dem Land.
Dennoch frage ich mich, wie so ein Leben in der Stadt mit kleinen Kindern funktionieren kann. Wie man Kindern die nötige Freiheit beim Spielen gewähren kann und welche Sorgen und Ängste Eltern dabei begleiten. Zu diesem Thema habe ich Familien befragt, die uns einen kleinen Einblick in ihr Leben gewähren und uns erzählen warum sie das Leben in der Stadt oder eben auf dem Land so lieben.
Den Start macht heute Sarah, sie lebt mit ihrer kleinen Familie in einer Wohnanlage in München.
Stell dich und deine Familie kurz vor.
Mein Name ist Sarah, ich bin 38 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und meinen zwei Kindern im Nordosten von München. Meine Kinder sind 4 und 1. Wir leben in einer ruhigen Wohnanlage in einer Mietwohnung. Mit der Straßenbahn sind wir in knapp 20 Minuten in der Münchner Innenstadt.
Ab welchem Alter dürfen deine Kinder alleine draußen spielen?
Der 4-jährige ist vor ein paar Wochen das erste Mal alleine auf dem Spielplatz geblieben. Eine Kindergartenfreundin von ihm war noch draußen und ich wollte mit der Kleinen schon mal hoch. Er weiß wo er klingen muss und er kam dann nach etwa 20 Minuten von alleine hoch. Was auch gut klappt: er fährt mit dem Fahrrad in der Wohnanlage um den Block und man selber ist etwas langsamer mit dem Kinderwagen unterwegs und sitzt am Spielplatz.
Ich denke in unserer Situation in einer großen Wohnanlage ist 4 ein gutes Alter um schon die ersten Erfahrungen zu machen nicht ständig unter der Aufsicht eines Erwachsenen zu sein. Wenn wir bei seinen Kindergartenfreunden zu Besuch sind, trinke ich auch mit den Eltern Kaffee und die Kindern können in einem vorher ausgemachten Bereich spielen, ohne dass wir sie ständig im Blick haben.
Welches sind die größten Sorgen, wenn deine Kinder alleine mit anderen Kindern draußen unterwegs sind?
Zum einen der Klassiker: „Hoffentlich spricht sie niemand an, sie gehen dann mit und ihnen passiert etwas schlimmes.” Zum anderen der Verkehr. Ich denke, das ist auch der größte Unterschied zum Leben auf dem Land. In München ist unglaublich viel motorisierter Individualverkehr unterwegs. Und leider achten nicht alle von denen auf Kinder.
Denkst du, du hättest andere Sorgen wenn du auf dem Land leben würdest?
Das ist sicher keine richtige Sorge, aber mich schreckt ein wenig vom Landleben ab, dass der ÖPNV nicht so gut ausgebaut ist und die Kinder dann, wenn sie älter sind, mehr auf den Fahrservice ihrer Eltern angewiesen sind. Ich habe ab meinem 6. Lebensjahr zumindest im Einzugsgebiet der Großstadt gelebt und bin mit 10 Jahren alleine 10 Minuten mit der S-Bahn in die Schule gefahren.
Ich wünsche mir für meine Kinder auch, dass mein Mann und ich sie so selbstständig wie möglich aufwachsen lassen. Die Vorstellung mag komplett falsch sein: aber auf dem Land erscheint mir das etwas schwieriger.
Wünschst du dir manchmal ein Leben auf dem Land?
Klar. So ein eigener Garten wäre schon toll. Aber in München müsste man dafür mittlerweile so weit raus ziehen, dass es der Balkon und die Parks direkt vor der Tür auch tun. Und wir haben das große Glück, dass meine Eltern zusammen mit meiner Oma nur 20 Minuten von uns weg in einem Haus mit riesigem Garten wohnen. Wenn uns nach eigenem Garten ist, dann fahren wir die drei besuchen.
Vielen lieben Dank Sarah, für den Einblick in euer Leben. Das hört sich toll an und ich denke, in der Wohnanlage sind deine Kinder ein Stück weit geschützter als in einer Straße in mitten einer Großstadt, da die Anwohner ein Auge mit auf die Kinder werfen und keine Autos direkt durch die Anlage sausen.
Möchtest auch du einmal hier auf dem Blog berichten, wie du mit deiner Familie lebst? Dann schreib mir gerne eine Nachricht an mail@nordhessenmami.de
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