In zwei Wochen beginnen bei uns in Hessen die Sommerferien. Ferien, nach einem turbulenten ersten Schuljahr unter Corona-Bedingungen für unseren ältesten Sohn aber auch für viele weitere Kinder. Ein Schuljahr mit Maskenpflicht, Abstandsregelungen, abgesperrten Klettergerüsten, geteilter Klasse, nicht durchführbarem Sportunterricht sowie Distanz- und Onlineunterricht und zu guter letzt mit einer Antigen-Selbsttestpflicht. Ein komplettes Schuljahr, wie es zuvor noch nie gab.
Die Einschulung unter Corona-Bedingungen
Lange fieberte der große Sohn den Einschulungstag herbei und wir Eltern fragten uns insgeheim ob die Einschulung in diesem Jahr überhaupt stattfinden wird und wenn, wie es unter den Corona-Vorschriften wohl sein wird. Eine schnelle und unpersönliche Einschulung oder doch vielleicht eine wunderschöne und unvergessliche Einschulungsfeier? Die Spannung war groß.
Wenige Tage vor den Sommerferien erhielten wir einen Brief der Schule. In diesem Brief wurde erläutert, dass die Einschulung an drei unterschiedlichen Tagen stattfinden wird und somit alle der insgesamt 60 Erstklässler eine feierliche Einschulung haben werden. Zudem durfte jede Familie nur 4 Begleitpersonen mit zur Einschulungsfeier bringen und musste diese vorab schriftlich in der Schule registrieren. Eine weitere Voraussetzung war das Tragen des Mund- und Nasenschutzes.
Am Tag der Einschulung mussten wir noch einmal eine Gästeliste mit den registrierten Personen abgeben, die Hände vor Betreten des Schulgebäudes desinfizieren und natürlich die Maske den gesamten Zeitraum über tragen. In der großen Mehrzweckhalle standen die Stühle für jede Familie mit ausreichend Abstand zu den anderen Familien bereit.
Der örtlich ansässige Pfarrer begann die Einschulungsfeier mit einer herzergreifenden Rede und bat alle Erstklässler sich in farblich und mit Abstand angeordneten Ringen auf dem Fußboden vor der Bühne zu platzieren. Er sang ein fröhliches Lied und lockerte damit die Stimmung bei Klein und Groß. Anschließend bat er einzeln jedes Kind mit Namen zu sich nach vorn, um ihm eine Kette umzulegen und es zu segnen. Spätestens jetzt kullerten an dieser Stelle die Tränen bei den Eltern.
Anschließend übernahm der Schuldirektor mit einer sehr emotionalen Rede, er stellte die Klassenlehrerin vor und erzählte ein wenig, wie die Grundschulzeit verlaufen wird. Weitere Programmpunkte der Einschulungsfeier waren das Vortragen einer Geschichte von einer vierten Klasse sowie das Vorsingen einer weiteren vierten Klasse, welches draußen stattfand, da in Hessen nicht in geschlossenen Räumen gesungen werden darf. Abschließend gingen die stolzen Erstklässler gemeinsam mit der Lehrerin in den Klassenraum und verbrachten dort die erste Schulstunde. Die Eltern durften nicht mit in den Klassenraum und warteten in der Zwischenzeit auf dem Schulhof.
Abschließend durften auf dem Schulhof noch einmal ganz in Ruhe Bilder gemacht werden, dafür durfte man dann unter Beachtung der Abstandsregelung zu den anderen Familien dann aber kurzzeitig die Maske abnehmen.
Alles in einem war es wirklich eine wunderschöne und herzliche Einschulung, an die wir noch lange zurück denken werden und vermutlich unseren Ur-Enkeln noch von erzählen werden, denn schließlich war dies die erste Einschulungsfeier mit Masken.
Zu Hause haben wir nachmittags gemeinsam mit den engsten Familienangehörigen eine kleine Einschulungsparty im Garten gefeiert. Es war ein toller, aber auch aufregender und emotionaler Tag.
Das erste Schuljahr unter Corona-Bedingungen
Bereits in den ersten Wochen hat sich der Schulalltag bei uns und insbesondere dem Sohn gut eingependelt. Er hat schnell neue Freundschaften geknüpft und geht nach wie vor sehr gerne in die Schule. Jeden Tag berichtet er freudestrahlend was er Neues gelernt und in der Schule erlebt hat.
Durch die Corona-Regelungen dürfen die Eltern zwar mit Mund- und Nasenschutz den Schulhof jedoch nicht die Gebäude und schon gar nicht den Klassenraum betreten. Unser persönlicher Vorteil, denn auf diese Art und Weise hat das Verabschieden am Morgen von Anfang an sehr gut geklappt. Alle Kinder warten gemeinsam vor dem Gebäude auf die Klassenlehrerin und gehen geschlossen zusammen in die Klasse.
Auch für die Kinder herrscht in unserer Schule bzw. auf dem Schulhof eine Mund- und Nasenschutz-Pflicht. Anfänglich durften die Kinder die Masken in den Klassenräumen abnehmen, mittlerweile müssen sie jedoch getragen werden und dürfen nur in der Frühstückspause abgesetzt werden. Dies hat meines Erachtens genauso wie das mehrmalige Desinfizieren der Hände vor Betreten der Klassenräume keine großartigen Einschränkungen für die Kinder hervorgerufen.
Abstriche gibt jedoch bei einigen Schulfächern, so kann beispielsweise im Musikunterricht nicht gesungen werden oder die freiwilligen Arbeitsgruppen nicht stattfinden, da sich hierfür die Klassen miteinander vermischen würden. Schade, aber auch nachvollziehbar.
Distanz- und Wechselunterricht
Einige Tage vor den Weihnachtsferien explodierten die Inzidenzwerte in Hessen förmlich, so dass die Kinder schon eher in die Ferien verabschiedet wurden. Auch nach den Ferien, Anfang Januar 2021 waren die Werte noch so hoch, dass die Regierung beschloss alle Klassen, außer die Abgangsklassen im Distanzunterricht unterrichten zu lassen.
Die Klassenlehrerin des Sohnes legte dazu wöchentlich verständliche Lernpläne sowie Lernmaterialien für die Kinder in Form von Arbeitsblättern, Aufgaben in den Büchern und Arbeitsheften sowie online auf einem Padlet (eine digitale Tafel) und mit Hilfe der Anton App an.
Den kompletten Zeitraum über klappte das Bearbeiten der Aufgaben wirklich toll – wir haben die Unterrichtsstunden klar strukturiert, eine Morgenroutine festgelegt und großzügige Pausen in unseren Distanzunterricht eingebaut. Mittwochs und freitags fand jeweils eine Videokonferenz mit der gesamten Klasse sowie der Klassenlehrerin statt. Der Sohn war fleißig und hatte viel Freude am Lernen, allerdings fehlten ihm seine Freunde und der Schulalltag – das flitzen über den Schulhof, das Fußballspielen und der Sportunterricht, sehr.
Mitte Februar begann für die Klasse der Wechselunterricht. Dazu wurde die Klasse in montags- und mittwochs sowie dienstags- und donnerstags Gruppen eingeteilt. Freitags war die komplette Klasse mit einer Videokonferenz im Distanzunterricht.
Ohne Antigen-Selbsttest kein Präsenzunterricht
Seit Mitte April müssen sich die Kinder und Lehrkräfte in Hessen nun zweimal wöchentlich mit Hilfe eines Antigen-Selbsttests auf das Corona-Virus in der Schule testen. Die Tests werden im Klassenverband unter Anleitung von Lehrkräften durchgeführt. Und auch hier machen die Kinder nach den vielen neuen Vorgaben mit Maskenpflicht, Abstandsregelung und den unterschiedlichen Unterrichtsvarianten ganz toll mit.
Wir sind froh, dass unser Sohn den Wechsel vom Kindergarten in die Schule so gut gemeistert hat, er trotz Corona-Bedingungen einen tollen Übergang hatte und sich so gut in der Schule eingelebt hat. Zudem haben wir nicht das Gefühl, dass er mit dem Lerninhalt hinterher hängt oder er etwas verpasst haben könnte. Dies haben wir natürlich an erster Stelle seiner unglaublich guten, strukturierten und herzlichen Lehrerin zu verdanken, die das Lerntempo jeden einzelnen Kindes beobachtet und darauf eingeht. Aber auch dem Sohn selbst, der sich immer wieder auf die neuen Unterrichtsmodelle und Vorschriften mit einlässt und mitmacht.
Nun sind wir alle sehr gespannt, was uns das neue Schuljahr bringen wird und wie es mit der Pandemie weiter geht. Ein gutes Gefühl habe ich nicht. Und du?