Hinter uns liegt die schlimmste Woche, die wir bisher mit unseren beiden Kindern hatten. Von starkem Fieber und später diagnostizierter Hand-Mund-Fuß Krankheit bei dem großen Sohn bis hin zu einem Wachstumsschub bei dem klein Sohn war beinahe alles vertreten. Wie wir die furchtbaren Tage und Nächte mit vielen Tränen und beinahen Nervenzusammenbrüchen meisterten, möchte ich dir heute erzählen.
Aber ich beginne von vorn: Es ist Montag Abend, da wir Besuch haben und der große Sohn sehr gut drauf ist, geht er für seine Verhältnisse spät ins Bett. Zwei Stunden später erklingt über das Babyphone ein weinerlicher Schrei. Ich renne sofort in das Kinderzimmer, mein Mann folgt mir. Der Sohn sitzt in seinem Bett, weint und schreit zugleich. Wir können ihn nur schwer beruhigen, kuscheln ihn, bieten etwas zu trinken an, fragen nach vorhandenen Schmerzen und messen die Temperatur (38,3). Schließlich beruhigt er sich wieder und schläft ein.
30 Minuten später erklingt erneut ein Weinen aus dem Babyphone. Ich gehe ins Kinderzimmer, streichle dem halb-schlafenden Sohn über den Kopf und verlasse das Zimmer nachdem er eingeschlafen ist. Schließlich gehen auch mein Mann, der kleine Sohn und ich ins Bett. Wir sind kaum eingeschlafen als aus dem Babyphone ein weinerliches „Maaammmaa“ zu hören ist. Ich springe auf und sortiere mich erst einmal. Im Kinderzimmer angekommen, liegt der Sohn völlig nass geschwitzt und regelrecht schreiend in seinem Bett – das Fieberthermometer misst 39,4° C. Ich gebe ihm ein Zäpfchen und etwas zu trinken und kuschele ihn anschließend wieder in sein Bett. Mein Bett ist noch nicht richtig aufgewärmt, da höre ich erneut ein lautes „Maaammmaaa“. Ich springe auf und renne ins Kinderzimmer. Der fiebrige Sohn lässt sich diesmal nicht beruhigen. Der Papa kommt und versucht zu kuscheln und trösten, nichts hilft – nur der Fernseher. Und so schauen Papa und Sohn spät in der Nacht fern bis der Sohn schließlich sagt: „Papa, Bett gehen – Heia machen“. Der große Sohn weint in dieser Nacht nahezu stündlich , beruhigt sich allerdings durch das Streicheln über den Kopf schnell und schläft schließlich weiter. Mein Mann und ich schlafen in dieser Nacht zusammengerechnet etwa zwei Stunden, denn wenn nicht gerade der große Sohn weint, dann weint der kleine Sohn und verlangt Milch oder die Nähe von Mama.
Um sechs Uhr klingelt der Wecker. Wir stehen völlig übermüdet auf und trinken erst einmal einen starken Kaffee. Eine ausgiebige Dusche hilft mir anschließend richtig wach zu werden. Ich bin gerade im Bad fertig, da steht auch schon der große Sohn auf. Er ist sehr schlapp auf den Beinen und legt sich sofort auf das Sofa, dort verbringt er schließlich auch den restlichen Tag.
Das Fieber stieg immer wieder an und verschwand nach jeder Zäpfchen-Einnahme für einige Stunden. In dieser Zeit ging es ihm auch relativ gut, so dass wir malten…
…oder mit Spiel-Mais bastelten.
Der kleine Patient hatte trotz meiner enormen Müdigkeit meine volle Aufmerksamkeit. Wir kuschelten, schauten uns zusammen Bücher und Kinderserien im Fernsehen an. Der kleine Sohn immer mittendrin. Zu diesem Zeitpunkt war ich der festen Überzeugung, dass sich die letzten Backenzähne bei dem Großen auf den Weg machten, denn alles sprach dafür.
Nach einem anstrengenden Tag gingen wir alle frühzeitig ins Bett. Es dauerte jedoch nicht lange und das Babyphone sprang an. „Nein, nicht schon wieder.“ kam automatisch aus meinem Mund geschossen. In dieser Nacht kam es erneut zu unzähligen Fieber- und Weinausbrüchen des Sohnes. Jeder Versuch ihn zu trösten scheiterte. Wir nahmen ihn sogar mit in unser Ehebett, aber auch hier konnte er und schließlich auch wir nicht schlafen. Er tat uns so unendlich leid.
Am Mittwochmorgen klingelte der Wecker um sechs Uhr. Mein Mann stand auf, ich blieb liegen. Um kurz vor sieben wurde ich durch die Turneinheiten des kleinen Sohnes geweckt, denn dieser hatte ausgeschlafen. Ich stillte ihn halb schlafend im Bett, anschließend standen wir auf. Gegen halb neun hatte auch der große Sohn ausgeschlafen. Ich holte ihn aus dem Bett und wir frühstückten. Es schien ihm etwas besser zu gehen. Am Vormittag entdeckte ich kleine Pickelchen an seinen Armen und seinem Bauch. Daraufhin rief ich den Kinderarzt an und bat vorsichtshalber um einen Kontroll-Termin, leider bekam ich erst für den nächsten Vormittag einen Termin.
Die Pickelchen wurden von Stunde zu Stunde immer schlimmer und verteilten sich schließlich am gesamten Körper einschließlich des Gesichts. Dem Sohn ging es hingegen immer besser und das Fieber war sogar gänzlich verschwunden.
Aus Angst vor einer erneuten schlaflosen Nacht, gingen wir auch an diesem Abend frühzeitig ins Bett. Anders als erwartet war diese Nacht traumhaft. Der große Sohn schlief durch, ich musste ihn am nächsten Morgen sogar gegen halb neun wecken, da wir ja den Termin beim Kinderarzt hatten und auch der kleine Mann kam nur zwei mal.
Vormittags fuhren wir zum Kinderarzt, als dieser das Patientenzimmer betrat, sagte er grinsend: „Guten Morgen, die Diagnose ist schon gestellt. Ihr Sohn hat die Hand-Mund-Fuß Krankheit.“ Nun ja gehört habe ich von dieser Krankheit schon, denn einige Kinder in unserem Freundes- und Bekanntenkreis hatten diese schon. Gerechnet habe ich mit dieser Krankheit nun wirklich nicht. Man kann kein Medikament einnehmen oder Creme auftragen, sondern einfach nur warten, bis die Pickelchen verschwunden sind. Da die Hand-Mund-Fuß Krankheit besonders bei Kindern hoch ansteckend ist, sollte der Umgang während dieser Zeit mit anderen Kindern vermieden werden.
Kaum waren wir vom Kinderarzt zu Hause angekommen, fing der kleine Sohn ganz bitterlich an zu weinen und hörte damit nicht mehr auf. Ich versuchte alles, aber nichts half bis er schließlich auf meinem Arm einschlief. Da jeder Ablege-Versuch scheiterte, war ich den restlichen Nachmittag an das Sofa gefesselt, neben mir ein ganz lieber großer Sohn, der ein Buch nach dem anderen zum Angucken holte.
Die weinerliche und nach Nähe suchende Phase hält weiterhin an. Dem großen Sohn geht es mittlerweile immer besser, er tobt durch die Wohnung und spielt im Schnee. Das einzige Manko ist, dass er noch ein paar Tage den Kontakt zu anderen Kindern meiden muss und dass er durch die Pickelchen wirklich fies aussieht, aber auch dies werden wir nun überstehen und hoffen in naher Zukunft wieder auf etwas Schlaf.